wie frauen führen

Frauen führen anders. Männer auch.

Dass sich Männer und Frauen in ihrem Wesen unterscheiden, sehen viele Menschen als Tatsache an. Während Männern Eigenschaften wie Dominanz und Machtstreben nachgesagt werden, gelten Frauen gemeinhin als organisierter und kommunikationsfähiger. Doch unterscheiden sich die beiden Geschlechter auch in der Ergebnisqualität? Sind die weiblichen Fähigkeiten schlechter geeignet für Führungspositionen? In der Statistik herrscht in jedem Fall mit nur 21,3 Prozent Frauenanteil in Deutschland ein deutliches Ungleichgewicht.

Führen Frauen anders als Männer – und wenn ja, welches sind die Führungseigenschaften von Frauen?

Der kleine Unterschied: Grundsätzlich ähneln sich die Führungsstile beider Geschlechter in weiten Teilen. Unterschiede zeigen sich eigentlich nur bei den jeweiligen Prioritäten: Legen Frauen auf der einen Seite mehr Wert auf zufriedene Kunden und Mitarbeiter, achten Männer eher auf Finanzen und Investitionen. Beim Thema Mitarbeitermotivation sind die Unterschiede etwas deutlicher: Wenn der Senior Manager eine Frau ist, fällt die Belohnung der Mitarbeiter anders aus als bei einem Mann. Frauen binden ihre Mitarbeiter eher über Strategien, die deren Situation im Beruf verbessern, während Männer eher auf Statussymbole und finanzielle Vergütung setzen.

So könnte die Chefin dem Mitarbeiter Zugeständnisse bei der Arbeitszeit machen oder eine Beteiligung an den Kinderbetreuungskosten anbieten, um zu signalisieren, dass der Mitarbeiter ihr wichtig ist. Ein männlicher Chef dagegen greift in den meisten Fällen auf monetäre Belohnungssysteme wie Bonuszahlungen oder das Angebot eines Dienstwagens zurück, um seine Wertschätzung auszudrücken. In der Regel. Ausnahmen kenne wir sicher alle.

Männer und Frauen beurteilen weibliche Chefs unterschiedlich

Obwohl sich die Führungsstile also eigentlich gar nicht so stark unterscheiden, bis auf die oben genannten Punkten, ist interessant, dass die Bewertung der Geschlechtsunterschiede im Kopf der Mitarbeiter sehr wohl ganz deutlich ist. Weibliche und männliche Chefs werden von den Mitarbeitern als sehr unterschiedlich wahrgenommen. Männer werden vor allem als machtbewusst, durchsetzungsstark und selbstsicher beschrieben. Frauen in Führungspositionen gelten als kommunikativ, diplomatisch und organisiert. Machtbewusstsein wird den Frauen meist nicht zugesprochen.

Während Männer weibliche Vorgesetzte als fachlich versiert, sensibel und engagiert beschreiben, kommen Frauen zu dem Urteil, sie seien organisiert, diszipliniert und engagiert. Alle sind sich jedoch einig, dass Diplomatie zu den Stärken der weiblichen Führungskräfte gehört. Bei der Beurteilung von männlichen Führungsqualitäten wurden von Frauen wie von Männern Machtbewusstsein, Durchsetzungsstärke und Autorität als häufigste Eigenschaften genannt.

Weibliche Werte sind gefragt und angesagt

Trotz dieser unterschiedlichen Wahrnehmung gibt es eigentlich gerade keinen besseren Zeitpunkt für Frauen, die in eine Führungsposition streben. Headhunter berichten, dass viele Unternehmen bei der Besetzung von Posten von Senior Managern und Senior Executives gerne auf Frauen setzen. Die weiblichen Attribute wie Kooperation, Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität werden in unserer heutigen Arbeitswelt als positiv eingestuft. Frauen haben derzeit gute Karten und sollten sich diesen Umstand bei ihrer Planung zunutze machen. Die positiven Effekte von weiblichen Führungskräften überwiegen, sodass viele Unternehmen mittlerweile bereit sind, gezielt Frauenförderung zu betreiben und auf besondere Umstände bei der Lebensplanung von Frauen einzugehen. Verstärkt wird dieser Trend durch die Frauen in Führungspositionen selbst, die lieber den Kitaplatz der Mitarbeiter fördern, als ihnen einen Jahresbonus zu zahlen.

Ständen wir uns nicht immer selbst im Weg: Vom Umgang und Ausmaß mit der Selbstkritik

Oft ein noch größeres Hindernis als die äußeren Rahmenbedingungen und die Wahrnehmung von innen, ist die Selbstwahrnehmung: Hohe Ansprüche, Abwertung und Perfektionismus – unser innerer Kritiker hat oft biographische Hintergründe und macht uns auf Dauer unsicher und unzufrieden. Wir müssen lernen, diese inneren Stimmen zu erkennen und einen wohlwollenden, wertschätzenden Umgang mit ihnen finden, damit wir im Berufsalltag uns nicht selbst abwerten und in Frage stellen, denn das machen Männer tatsächlich relativ selten. Dort sind sie klar im Vorteil.

Die eigenen Glaubenssätze hinterfragen

Der innere Kritiker wird gefüttert von negativen Glaubenssätze, die sich hinter unseren immer wiederkehrenden Baustellen verbergen. Sie entstehen bereits sehr früh in unserem Leben und sie sind feste Überzeugungen, die wir in unserem Unterbewusstsein abgespeichert haben. Sie beeinflussen unsere Gefühle und Handlungen und stellen uns vor immer wiederkehrende Probleme wie zum Beispiel

  • Wutausbrüche in bestimmten Situationen oder eine gesteigerte Verletzbarkeit bei einem bestimmten Thema,
  • Handlungsunfähigkeit und Machtlosigkeit,
  • nicht Nein sagen zu können und immer wieder ausgenutzt zu werden,
  • viele Vorhaben oder Ideen, aber kein Durchhaltevermögen,
  • berufliche Stagnation,
  • keine dauerhaften Freundschaften,
  • Perfektionismus,
  • das Gefühl nicht gut genug zu sein,
  • ein übersteigertes Kontrollbedürfnis
  • und auch oft wiederkehrende Krankheiten.

Wer in der Lage ist, diesen Glaubenssätzen auf den Grund zu gehen, eine Veränderung herbeizuführen und diese Überzeugungen anzugleichen, wird sich seiner Stärken viel bewusster und  kann danach auch ergebnisorientierter handeln. An dieser Stelle sei vermerkt, dass Emotionen unbedingt an den Arbeitsplatz gehören. Wir sind ja keine Maschinen. Und sich in seiner Menschlichkeit zu zeigen, ist für den beruflichen Verständigungsprozess sicherlich nur von Vorteil.

5 Strategien im Umgang mit dem eigenen inneren Kritiker

  1. Werden Sie sich Ihres eigenen inneren Kritikers und seiner Aussagen bewusst
  2. Treten Sie mit diesem eigenen inneren Anteil in einen Dialog – innerlich oder mit Hilfe einer Gruppe, eines Coaches oder eines Therapeuten.
  3. Beginnen Sie, ihn als kindlichen, heute noch aktiven Lösungsversuch wahrzunehmen beziehungsweise seine „Sinnhaftigkeit“ zu verstehen und ihn damit zu würdigen. Bestimmte Glaubenssätze waren zu bestimmten Zeiten sicher sinnvoll, aber jetzt können Sie sich vielleicht von ihm verabschieden.
  4. Lernen Sie Ihren eigenen liebevollen Begleiter kennen, einen selbstfürsorglichen inneren Anteil, der sich aus Erfahrungen mit liebevollen Bezugspersonen speist(e).
  5. Lernen Sie mit Hilfe dieser Erlebnisse in kleinen Schritten auch wohlwollender und wertschätzender mit sich selbst umzugehen. Konkret heißt das: mehr Pausen einlegen, den eigenen Körper gut pflegen, Zeit in Freundschaften investieren, anstatt sich weiter im Hamsterrad von Selbstkritik, Arbeit, Ehrgeiz oder Anpassung an andere zu bewegen.

Wenn wir im Berufsleben keine Rolle spielen wollen und unsere eigenen Führungsqualitäten feinschleifen wollen, lohnt sich ein Blick hinter unsere Kulissen. Was hat der innere Kritiker gutes für mich im Gepäck? Zumindest schützt er uns vor maßloser Selbstüberschätzung und übertriebenem Narzissmus. Und verschafft uns Frauen doch mal einen entspannteren Blick auf uns selbst. Und warum sollten wir auch nicht anders führen? Wer, wie zum definierten Ziel kommt, ist doch eine Frage der Persönlichkeit und der Ergebnisorientierung. Nicht auf typische weibliche und männliche Eigenschaften kommt es an, sondern auf Ausstrahlung, Kompetenz und Führungswille.

Wir dürfen Fehler machen, Macht ausüben, Verantwortung tragen, uncool sein oder einfach auch mal keine Lust auf Zahlen, Vorgaben und energieraubenden Diskussionen. Wir sollten jedoch eine Haltung zu den Dingen entwickeln, jenseits der althergebrachten Glaubenssätze. Denn dieser authentische eigene geprägte Führungsstil bringt uns wirklich weiter.

Und was Unternehmen meiner Erfahrung nach am besten bekommt, ist ein gemischtes Führungsteam. Das muss nicht unbedingt aus einem Mann und einer Frau bestehen, sondern Diversität auch anders leben.