Warum wir Licht und Schatten in uns tragen und warum sie so einen wichtigen Einfluss auf uns haben

Im Herbst und Winter sinkt bei uns durch die zunehmende Dunkelheit der Melatonin-Spiegel. Kreislauf und Stoffwechsel drehen auf Sparflamme, aber auch auf unsere Psyche haben Licht und Dunkelheit einen enormen Einfluss. Herbst und Winter sind eine gute Zeit, sich zu besinnen. Gleichzeitig müssen wir dem Winterblues entgegensteuern.

Das näherrückende Jahresende führt bei vielen dazu, Bilanz zu ziehen. Das ist auch gut so, aber damit wir nicht in dunkle Grübeleien oder sogar eine Winterdepression verfallen und alles schwarzsehen, sollten wir erst ein paar Dinge beachten:

  • Gerade jetzt ist es wichtig, sich viel draußen zu bewegen, wenn sich die Sonne zeigt. Nutzen Sie Ihre Mittagspause für einen Spaziergang zum Restaurant oder Bäcker.
  • Zeigt sich die Sonne an manchen Tagen gar nicht oder Sie haben den Nachteil im Norden Deutschlands zu wohnen, können Sie mit einer Tageslichtlampe nachhelfen.
  • Morgens am geöffneten Fenster tief durchatmen und tagsüber viel trinken wirkt außerdem. Ersteres hebt den Sauerstoffspiegel und letzteres wirkt sogar besser als jede Tasse Kaffee.

Übung: Licht- und Schattenseiten

Noch eine wichtige Sache: Freuen Sie sich über den Winter, die Dunkelheit und Kälte. Alles hat seine guten Seiten – auch das, was zunächst nicht so scheint. Nutzen Sie die besinnliche Zeit und nehmen Sie sich Zeit für sich. Es gibt eine gute Coaching-Übung in Anlehnung an dem Konzept des „Sonnen- und Schattenkindes“ der Diplom-Psychologin Stefanie Stahl, die mit Ihrem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ einen Bestseller hingelegt hat.

Überlegen Sie sich, welche Lichtseiten Sie haben und welche Schattenseiten. Eine Schattenseite könnte zum Beispiel sein, dass Sie sehr chaotisch sind.

Das Wort an sich ist leider schon wertend, denn auch das größte Chaos hat seine Vorteile. Vielleicht legen Sie sich nicht so schnell auf eine Sache fest, sondern bleiben neugierig und suchen weiter nach dem besten Weg.

Nicht werten, sondern annehmen

Erstellen Sie eine Liste mit Ihren Lichtseiten und Ihren Schattenseiten. Überlegen Sie sich dann, wo der Schatten der Lichtseiten fällt und wo das Licht in den Schattenseiten ist, denn das eine kann ohne das andere nicht existieren. So werden Sie auch feststellen, dass es sinnvoller ist, die Dinge nicht zu bewerten, sondern zu akzeptieren und in die eigene Persönlichkeit zu integrieren.

Wer noch tiefer einsteigen will: vom Licht und Schattengefühl

Eins, zwei, drei und wir sitzen hoch oben auf der Palme. Wir schrauben uns an irgendetwas hoch, was uns von außen betrachtet nicht bewusst sein kann. Das ist der Moment, in dem sich unsere Sonnen- und Schattenkinder zeigen. Wir sind meist in unserem Selbstwertgefühl getroffen, was uns unweigerlich zurück zu unseren Glaubenssätzen führt, die in unserer Kindheit geprägt wurden. Das sind jene Sätze, die in uns Wiederhall finden, wenn wir an die Decke gehen – im Guten wie im Schlechten.

Glaubenssätze sind mächtig

Die gute Nachricht: Wir können uns diese Glaubenssätze bewusst machen und Sie auch lösen, wenn sie zu unserem Nachteil sind. Die schlechte Nachricht: Sie kleben an uns wie Patex und sind nicht ganz so leicht zu identifizieren.

Meist sind sie gespeist durch wohl gemeinte Ratschläge unserer Erziehungsberechtigten aus unserer Kindheit, wie zum Beispiel:

  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
  • Die Welt ist schlecht und gefährlich.
  • Wer Feiern kann, kann auch Arbeiten.
  • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
  • Nur die Harten, kommen in den Garten.
  • Geld verdirbt den Charakter.

Gut gemeint und vielleicht auch stellenweise zu mehr Umsicht und Disziplin geführt, müssen wir hinterfragen, ob sie für uns heute noch Gültigkeit haben, oder uns nicht viel mehr negativ beeinflussen.

Jede Glaubensüberzeugung aus der Prägung, Erziehung oder der Erfahrung heraus kann aber zum Glück widerlegt und in einen anderen Kontext gepackt werden. Wenn uns ungute Gefühlszustände dauerhaft und unbewusst beeinflussen, haben wir die Möglichkeit diese Muster zu durchbrechen.

Jede Verhaltensweise und Einstellung die auf unser Bewusstsein negativen Einfluss hat, können wir dekodieren.

Anders gesagt, wir können die Verantwortung für unser Leben selbst in die Hand nehmen und uns bewusst für oder gegen unsere Entwicklung entscheiden. Die Voraussetzung ist natürlich ein bewusster Leidensdruck. Ausgenommen sind Kindheits-Traumata. Die gehören in geschulte psychotherapeutische Hände, können aber auch erfolgreich behandelt werden.

Wir haben es also in der Hand und entscheiden, ob wir stehen bleiben oder weitergehen. Wir entscheiden, ob wir aushalten oder pro-aktiv dagegen steuern. Wir müssen verstehen lernen, dass nur wir alleine die Verantwortung für unser Leben tragen, egal was Eltern, Lehrer, andere Erziehungsberechtigte uns vermittelt haben. Wir können das Erlernte annehmen oder ablehnen.

Die Voraussetzung ist natürlich die Auseinandersetzung mit uns selbst. Mit unseren Ressourcen, unserem Ego und unserem Schattendasein. Das Schattendasein sollte nicht die Führung über unser Dasein bestimmen.

Ich bestimme, wer ich bin

Wir sollten uns fragen: Will ich überhaupt umsichtig und diszipliniert sein oder bin eher ein flexibel und ein mutiger Draufgänger? Durch die Bewusstmachung, welche Sätze in uns aktiv sind und der eigenen Prüfung der gegenwärtigen Gültigkeit, können wir uns von ihnen lösen.

Beobachten Sie, in welchen Situationen Sie am häufigsten ausflippen, in denen Sie sich gekränkt fühlen oder wofür Sie sich schämen? Wer Probleme verdrängt oder aussitzt, obwohl er merkt, dass sie ihm nicht guttun wird zwangsläufig gegen sich handeln und bestenfalls unglücklich, schlechtesten Falls sogar krank, zum Beispiel mit einem Burnout.

Burnout und unbewusste Schutzstrategien

Oft entsteht ein Burnout da, wo sich der Mensch besonders anstrengt und sein Erfolg durch mangelnde Wertschätzung ausbleibt. Stärker als die Arbeitsbedingungen spielen häufig unsere persönlichen Anteile eine wesentliche Rolle in unserer Gesundheitsgeschichte. Unser Schattendasein (was wir fühlen, aber nicht wahrhaben wollen oder können) spielt uns einen Streich, indem es eine ungünstige Schutzstrategie entwickelt. So kann aus „Schau‘ doch mal, was ich für eine tolle Arbeit leiste!“ das Glaubensbekenntnis „Ich muss mich noch mehr anstrengen, um wahrgenommen zu werden!“ entstehen. Perfektions- und Kontrollstreben sind wahre Schutzstrategien, um sich nicht mit dem dahinter gelagerten Problem auseinandersetzen zu müssen. Daher ist es sehr wichtig, in sich hinein zu fühlen und wahrzunehmen, was wirklich los ist.