Wendepunkt

„Man muss sich selbst ernst nehmen“

Einen Wendepunkt im eigenen Leben kann sicher jeder benennen, aber erkennen wir ihn auch, wenn wir mittendrin sind und an dem Punkt stehen? Woran erkennt man eigentlich seinen Wendepunkt? Und wie nutzt man ihn für sich?

Es ist das Schönste an meinem Beruf, dass ich Menschen begegnen darf, die einen Weg aus ihrem Dilemma gefunden haben oder gerade dabei sind, ihn zu finden und zu gehen. Daher freue ich mich immer, wenn sie bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen und ihre persönliche Mutmachstrategie zu verraten.  Aber, lesen Sie selbst. Vielleicht inspiriert Sie die Geschichte von Liona B., selbst einen Anfang zu wagen.

Liona, wie haben Sie gemerkt, dass Sie am Wendepunkt stehen?

Irgendwie ging nichts mehr, so wie es sollte und wie ich es kannte. Ich habe mich leer gefühlt und hatte an nichts mehr wirkliche Freude. Routinemäßig ging ich arbeiten, kümmerte mich um meine Kinder, den Haushalt, das Sozialsystem. Er kam langsam angeschlichen, ohne dass ich ihn zunächst bemerkte. Alles war zu viel. Meine Aufmerksamkeit galt dieser inneren Leere. Ich wusste, da ist was nicht richtig. Meine Ärztin meldete sich dann auch noch mit schlechten Untersuchungsergebnissen. Ich fühlte mich erschöpft und dauermüde.

Wie kam es zur Wende?

Ich habe mich ernst genommen und erkannt, dass ich mich als erstes um meine Gesundheit kümmern muss. Und dass ich irgendwas verändern muss, wusste ich auch. Nur nicht was oder wie und womit beginnen. Bei der Beantwortung dieser Fragen haben mich neben Ihnen meine Ärztin, mein Partner, meine Freundin und meine Ärztin aktiv unterstützt. Zur Ärztin ging ich regelmäßig, um gesund zu werden und ich habe mich auch für einen stationären Klinikaufenthalt entschieden. Da habe in einer dreimonatigen Pause vom Alltag verstanden, worum es eigentlich geht. Ich bin zurück ins Fühlen gekommen und habe erkannt, was ich brauche, was mir gut tut und was ich auf keinen Fall mehr so haben will, wie es bisher war. Das hört sich jetzt zwar nicht nach viel an. Für mich war das allerdings eine vollkommen neue Weltanschauung auf meine Person ausgerichtet.

Was tun Sie täglich, um am Ball zu bleiben?

Jeden Tag fange ich bewusst an. Ich höre erst einmal in mich hinein, wie meine Kraft für den Tag ist. Ich setze diese viel zielgerichteter ein. An guten Tagen bin ich natürlich produktiver und da gebe ich Gas, an den schwächeren erlaube ich mir einfach einen Gang zurückzuschalten. Als Fazit kann ich sagen: Ich arbeite nur anders, schaffe aber das Gleiche! Ich sollte an dieser Stelle nicht verschweigen, dass ich auch meinen Arbeitgeber gewechselt habe. Meine neue Aufgabe passt auch tatsächlich besser zu mir.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften hat Sie durch den Prozess getragen?

Mein Wille, mich wieder gut zu fühlen, meine innere Stärke, mein Selbstbewusstsein, dass ich das schaffe und meine Wille, noch etwas Neues zu machen. Was das sein könnte, wusste ich zu Beginn aber noch nicht. Natürlich gab es auch Widerstände: Menschen, die es eigentlich gut mit mir meinten, haben ihre Ängste und Befürchtungen auf mich projiziert. Mich davon nicht beirren zu lassen, fiel mir sehr schwer. Daher mein Tipp: Besser erst mal Distanz zu allen Bedenkenträgern halten. Zu diesem Zeitpunkt der Verunsicherung bringt das nämlich nichts. Und natürlich hatte ich immer wieder mit meiner eigenen Angst, das alles nicht zu schaffen, zu kämpfen. Da habe ich mir jeden Tag gut zugeredet, ebenso meine Freunde. Die hatten jedenfalls keinerlei Zweifel. Das tat sehr gut.

Was ist heute anders, als vor Ihrem Wendepunkt?

Fast alles: Neuer Job, neuer Mann, neue Wohnung, viele neue Leute…. Das bringt so ein Veränderungsprozess wohl mit sich, denn das Alte war nicht gut, jedenfalls nicht für mich. Und so ist es gut so wie es jetzt ist, ohne das Alte schlecht machen zu wollen. Aber jetzt fühle ich mich einfach grundsätzlich gut und kann nur jedem raten, sich auf den Weg zu begeben. Schauen Sie, wer Ihnen als Unterstützer als erstes durch den Sinn kommt. Das kann ein Arzt, Psychotherapeut, Coach, eine Freundin, ein Freund oder wer auch immer sein. Wichtig ist, zu erkennen, dass man sich gerade auf einem Holzweg befindet. Die gute Nachricht: Man muss nur wieder zurück auf den Pfad finden. Da war ja schon ein Fundament, auf das ich wieder zurückgreifen konnte.

WENDEPUNKT-TIPP:

Die 10 wichtigsten Schritte, die eine Neuausrichtung positiv unterstützen

Wir sind uns sicherlich einig, das ein Wendepunkt, ein tiefgreifende Lebensabschnitt ist, der einem zum Umdenken zwingt. Verstehen wir die Zusammenhänge von biografischem  Verhalten und ungünstigem Handeln, liegt die Antwort des Unwohlsein schnell auf dem Tisch. Wenn wir nun den Mut haben, das verstandene aufzugreifen und neue Wege gehen, die besser zu uns passen, dann ist aus einem Wendepunkt eine gelungene Kehrtwende geworden. Dazu in der Zusammenfassung hier noch einmal die 10 wichtigsten Schritte, die eine Neuausrichtung positiv unterstützen:

  1. Erkennen, was ist.
  2. Klären der Situation mit zu Hilfenahme von Dritten.
  3. Erste unterstützende Maßnahmen, je nach Problemlage ergreifen.
  4. Bisherige Ziele hinterfragen bzw. überdenken.
  5. Erste Meilensteine definieren.
  6. Dinge erst einmal anders machen.
  7. Eine Begleitung oder sein Netzwerk aktivieren.
  8. Klares Bekenntnis zu sich selbst und dem, was man will.
  9. Erkenntnisse definieren
  10. Die ersten Meilensteine peu à peu umsetzen.

 

Keine einfache Aufgabe, aber wo steht es auch geschrieben, dass alles immer schnell, ohne Mühen und ohne Aufwand gehen muss. Nehmen Sie sich die Zeit, es wird sich für Sie lohnen.

Sie können Ihren Wendepunkt auch einfach gemeinsam mit anderen in einem Wendepunkt-Seminar angehen. Kontaktieren Sie mich einfach und erfragen Sie die aktuellen Termine!

Ihre Anke Nennstiel