Ziele, Fokussierung, Neuausrichtung

Ohne Ziele wird das Nix

Veränderung kann auf vielen verschiedenen Ebenen ansetzen. Aber ganz egal um was es geht – bevor wir etwas verändern können, müssen wir erstmal identifizieren wo genau unser Schuh eigentlich drückt und in welchem konkreten Engpass wir uns befinden. Uns dafür selbst zu interviewen und zielorientierte Fragen zu stellen, mag zwar auf den ersten Blick komisch erscheinen, ermöglicht uns aber auch einmal anders und neu über unsere Ziele und mögliche Lösungen nachzudenken. Dabei können wir zudem lernen, wie unser Verhalten, unsere Fähigkeiten, Werte, Überzeugungen und Selbstwahrnehmungen, unser Sinn und unsere Umgebung Einfluss auf unseren Engpass nehmen.

Ziele als intuitive Leitsterne

Wer kein Ziel hat, kann auch nirgends ankommen. Wenn wir etwas verändern wollen, kommen wir also auch nicht umhin, uns dafür entsprechende Ziele zu stecken. Eine konkrete Zielsetzung wirkt in doppelter Dynamik. Einerseits als motivierender Leitstern für die Kreation von Lösungen und andererseits als Kontrollinstrument zur Überprüfung der Umsetzung. Ziele zeigen uns den Weg sowie den nächsten Schritt und geben unserem Leben eine Richtung. Eine Weiterentwicklung oder Neuaufstellung ohne konkrete Zielsetzung wäre daher nicht nur schwierig, sondern schlichtweg unrealistisch.

Konkret formulierte Zielsetzungen wirken nicht nur als Leitsterne sondern fokussieren uns auch unbewusst auf die Folgeschritte. Ziele bringen uns mit unseren inneren Widerständen in Kontakt und helfen uns zu wachsen. Außerdem wird unsere Entschiedenheit sichtbar. Mit einem Ziel senden wir nämlich die klare Botschaft aus: Wir haben uns entschieden, wollen etwas auch wirklich und unbedingt.

Außerdem kennt jeder aus eigener Erfahrung, wie unsere Trägheit oder Ambivalenz uns immer wieder von unseren ursprünglich angestrebten Wegen abbringen. Wenn wir uns keine Ziele setzen, hat das nämlich auch überaus bequeme Vorteile. Dann müssen wir nämlich unsere Komfortzone nicht verlassen und können auch nicht scheitern. Diese trügerische Sicherheit bringt uns aber keinen Schritt weiter. Und wir werden niemals erfahren, wie es gewesen wäre, wenn wir nicht immer nur gedacht sondern irgendwann auch mal tatsächlich gemacht hätten.

Den Vorhang öffnen und den Weg sichtbar machen

Ziellosigkeit ist oft einer der Hauptgründe, die uns unsere Energie rauben. Ein klares Ziel, eine Vision und der konzentrierte Blick auf das, was wir wirklich wollen, kann jedoch den Vorhang öffnen, der den zielführenden Weg überhaupt erst sichtbar macht. Damit wir uns nicht auf ein Ziel versteifen, ist es hilfreich den Weg der Mitte zu finden, vielleicht erstmal ein Teilziel zu definieren und uns darauf zuzubewegen. Zielführend ist mitunter auch, uns hin und wieder die Frage zu stellen, ob das angestrebte Ziel eigentlich noch wichtig und erstrebenswert ist.

Selbstverständlich haben wir fast immer irgendwie Ziele für uns vorformuliert. Deshalb müssen wir prüfen, ob es sich dabei nicht doch eher Wünsche handelt. Und uns bewusst machen, was genau wir denn eigentlich verändern und erreichen wollen. Sind wir noch zaghaft oder vage in unserer Zielsetzung unterwegs, so kann das ein Hinweis darauf sein, dass wir noch nicht so weit sind. Oder auch Unterstützung brauchen, das einmal ganz klar und deutlich vor uns selbst auszusprechen.

Manchmal können wir übrigens auch durch die konkrete Vorstellung dessen, was wir auf keinen Fall wollen, zur besseren Zielformulierung finden. Wenn wir nämlich das Ungewollte einmal neu denken, ergibt sich daraus nicht selten was wir stattdessen wirklich wollen.

 Ziele flexibel und immer vor Augen halten

Auf dem Weg zur Zielfindung ist es einfacher, uns die Ziele als etwas Flexibles vorzustellen. Sie sind nicht in Stein gemeißelt, können jederzeit überprüft und nachreguliert werden. Ferner will genau überlegt sein, wann der richtige Zeitpunkt für unsere Zielverfolgung ist.

Richtig heißt in diesem Zusammenhang, im Vorfeld schon viel zielführende Denk- und Vorarbeit geleistet zu haben. Dazu gehört auch unsere eigene Erlaubnis einzuholen, gegebenenfalls auch wieder auf die Bremse treten zu dürfen. Mal ist nämlich das Tempo zu schnell oder etwas will nicht sofort gelingen. Ein anderes Mal ist es förderlich ein Ziel zu vertagen und erst wieder Fahrt aufzunehmen, wenn wir uns wieder danach fühlen.

Dazu gibt es keine Regel, denn die bestimmt jeder von uns für sich selbst. Ganz egal wie wir unseren individuellen Kurs finden, das Wichtigste dabei ist: Unbedingt dran zu bleiben, unsere Ziele immer vor Augen und im Sinn zu behalten, um sie bei Bedarf auch jederzeit genau im richtigen Moment nachjustieren zu können.

Erst das Ziel definieren, dann die Aufgaben

 Während der Weg dorthin immer individuell ausfällt, gibt es glücklicherweise eine goldene Regel zur eindeutigen und wohlwollenden Formulierung der Zielsetzung. Inklusive der Kriterien, die uns das „Warum“ und „Wofür“ bzw. unsere Motive bewusst machen. Genauso wie die Investition zur Zielerreichung sowie die Verträglichkeit und Harmonisierung mit unserem Umfeld. Wollen wir unsere Ziele konkret formulieren, müssen wir zuerst einmal die angestrebte Ergebnisse konkret beschreiben. Und dabei hilft uns die SMART-Formel:

  • Specific (genau beschreiben)
  • Measurable (messbar machen)
  • Attainable (erreichbar gestalten)
  • Relevant (relevant einordnen)
  • Timed (zeitlich bestimmen)

In der Realität unseres Alltages sieht das Üblicherweise jedoch ganz anders aus. Wir definieren nämlich meist keine Ziele sondern Aufgaben. „Ein Kontrollsystem entwickeln und einführen“ oder „Die Vertriebsstelle in Ungarn besetzen“ sind Beispiele für Aufgaben, aber keine Ergebnisse. Auch aus komplexen Unternehmenszielen wie Ertragssteigerung, Kostensenkung, Gewinnung von Marktanteilen werden oft nicht Einzelziele – also Teil-Ergebnisse abgeleitet – sondern direkt Aufgaben.

Wenden wir stattdessen die o.g. SMART-Regel an, denken wir zwangsläufig handlungs- und ergebnisorientiert. Das erleichtert nicht nur die Zieldefinition sondern fördert auch die zielführende Umsetzung. Und daraus folgert die einfache Faustregel: Erst das Ziel definieren, dann die Aufgabe!

Was immer uns durch den Kopf geht, es muss immer einen Bezug zum Ziel haben. Dann kommen wir nicht so schnell vom Weg ab und können leichter den Kurs halten. Ziele werden aber nicht nur mit Aufgaben verwechselt, sondern darüber hinaus meist auch viel zu allgemein oder schwammig formuliert. Dann weiß Niemand so richtig, was eigentlich genau erreicht werden soll. Im Businesskontext zum Beispiel: „Wir brauchen ein gutes Kontrollsystem.“ Der qualitative Aspekt des Ziels muss deshalb durch einen Zusatz beschrieben werden. Zum Beispiel: „Das Kontrollsystem ist dann akzeptabel, wenn es folgende Kriterien erfüllt: …“ oder „… wenn es die im Konzept vereinbarten Kriterien erfüllt“.

Das gleiche gilt im Übrigen nicht nur für unsere beruflichen, sondern auch für unsere privaten Belange. Für geschäftliche wie persönliche Ziele gilt deshalb gleichermaßen: Die Qualität der Zieldefinition markiert den ersten Meilenstein im Veränderungsprozess.

Sich selbst bewusst sein schafft Selbstbewusstsein

Unsere Kenntnisse, Eigenschaften und Fähigkeiten bilden unser Sein, Wissen und Können. Allerdings müssen wir uns dafür auch selbst ganz genau bewusst sein. Eine Erfolgs- und Stärken-Analyse kann uns dabei unterstützen vergessene Tugenden und Talente wieder bewusst zu machen. Es geht darum, was wir tatsächlich – also echt, klar und wahr – erlebt haben. Die Beschäftigung mit den realen Situationen, in denen wir erfolgreich waren, steigert unsere Zuversicht und bestärkt uns darin, unserem Ziel näher zu kommen. Mit anderen Worten – wenn wir uns unserer Erfolge, Stärken und Werte besser bewußt werden, verändert sich unser Blick auf uns selbst und auf das, was wir wirklich wollen.

Denken wir einmal alle Situationen und verschiedenen Lebensbereiche bis hin zur jüngsten Vergangenheit durch, aus dem Beruf- wie aus dem Privatleben. Was war besonders in unserem Leben? Was haben wir als Erfolg erlebt? Wer oder was hat uns dahin getragen?

In den Phasen des Selbstzweifelns tendieren wir dazu, unsere Stärken und Erfolge fälschlicherweise als „normal“ einzuwerten. Wenn wir uns konkrete Situationen wieder ins Gedächtnis rufen, können wir daraus jedoch ableiten, was uns damals zum Erfolg geführt hat und eben nicht normal war.

Ich habe erst durch die Anwendung dieser Methode mein kreatives Potential entdeckt. Und wie ich es jederzeit gezielt aktivieren kann, wenn mir oder meinen Kunden mal wieder so gar nichts einzufallen scheint.  Seitdem ich mir derart selbst bewusst geworden bin, hat sich nicht nur mein Selbstbewusstsein verändert. Tatsächlich gelingen mir auch meine Zielsetzungen und -umsetzungen wesentlich einfacher und schneller als ich vorher jemals gedacht hätte.

Wenn wir also einen authentischen und zielführenden Blick auf uns selbst richten wollen, gehören unsere Schwächen und Selbstzweifel zweifellos dazu. In den Vordergrund gehören jedoch unsere Stärken und Erfolge. Dann können wir uns zwangsläufig auch als stark erleben und aus diesem gestärkten Selbstbewusstsein heraus plötzlich auch andere und zielgerichtete Entscheidungen treffen.

Denken wir mit diesem Spirit auch noch einmal unsere Misserfolge und Tiefschläge neu durch, können sich daraus mitunter auch noch einmal vollkommen neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen.

Nichts überstürzen, Bedürfnisse und Pausen einbeziehen

Um uns realistische Ziele setzen zu können, müssen wir zunächst einmal herausfinden, was uns von unserem eigentlichen Weg abhält. Dafür müssen wir aber eben nicht nur denken sondern insbesondere auch fühlen, was wir zur Zielerreichung brauchen. Ist es das Bedürfnis nach Sicherheit? Oder eher die Sehnsucht nach Freiheit? Oder fehlt mir einfach nur Struktur?

Was auch immer wir brauchen – grundsätzlich müssen wir uns erst einmal selbst ernst nehmen und unserem inneren Gefühl vertrauen. Tun wir das nicht, arbeiten wir nämlich an uns selbst vorbei und werden immer unzufriedener, ohne zu verstehen woher das eigentlich kommt. Und wenn uns das Gefühl beschleicht, fremdbestimmt zu sein und unser Leben nicht mehr im Griff zu haben, sind wir bereits unbemerkt in der Krise angekommen.

Um so wichtiger ist es, sich kritische Fragen zur Zielerreichung zu stellen. Brauchen wir wirklich? Oder denken wir nur, das wir das brauchen? Sind wir konsumgetrieben? Sind wir Sicherheitsmenschen? Oder wollen wir Karriere machen? Oder einfach nur in einer netten Umgebung, in einem netten Team den täglichen Arbeitsanfall bewältigen?

Für unser Ziel ist maßgeblich was wir selbst – und ausdrücklich eben nicht etwa Andere – von uns wollen. Wir müssen uns also zunächst einmal auf uns selbst anstatt auf externe Faktoren fokussieren. Und da bitte nichts überstürzen, sondern uns die erforderliche Zeit geben und gelegentlich auch mal die Pause tasten drücken.

Dem Körper zuhören und vertrauen

 Soma bedeutet Körper und ist das ideale Instrument zur Überprüfung unserer Annahmen und Beobachtungen. In unserem Körper sind riesige Datenmengen an emotionalen Erfahrungen abgespeichert, die sich als naturgegebenes Regulativ bei jeder Entscheidungsfindung auf dem Weg zum Ziel bemerkbar machen. Die meisten Menschen haben jedoch verlernt ihrem Körper zu vertrauen. Wir tun uns deshalb sehr gut, wenn wir auch unseren Körper und unser Empfinden in die Zielsetzung mit einbeziehen:

  • Schlägt mir etwas auf den Magen?
  • Stockt der Atem?
  • Spüre ich einen Kloss im Hals oder anderswo?
  • Wie schlägt mein Herz?
  • Was fühlt der Bauch?
  • Was sagt die Speiseröhre?
  • Ist was mit dem Rücken?
  • Wo genau drückt der Schuh?

Durch die Sensibilisierung unseres Körperbewusstseins lernen wir ganz intuitiv, was gut und schlecht für uns ist. Und ob wir auf dem falschen oder richtigen Weg sind. Hakt es an der einen oder anderen Stelle, müssen wir uns da genau hineinfühlen, nachregulieren und immer besser verstehen, dass gründliches Nachdenken allein nicht ausreichend ist. Die vermeintlich tollste Idee ist deshalb leider auch total daneben, wenn wir davon am Ende des Tages Bauchschmerzen bekommen.

Was brauchen wir noch zur Zielsetzung? Neben unseren Gefühlen, Kompetenzen, Ideen und Qualifikationen sind nicht zuletzt unsere Wertmaßstäbe entscheidend. Denn unsere Werte bestimmen, was für uns Bedeutung hat.  Sie beeinflussen unsere Entscheidungen und unser Handeln. Und stimmen unsere neuen Entscheidungen mit unserem Wertesystem nicht überein, werden wir alsbald schon wieder Bauchschmerzen kriegen.

Sie sehen schon, es ist bereits eine Menge Arbeit sich ein Ziel überhaupt zu stecken, geschweige denn es auch noch zu realisieren. Neuausrichtung ohne konkrete Zielsetzung, ist deshalb auch wie Bergsteigen ohne Ankommen. Je besser wir unseren Aufstieg jedoch vorbereiten, unsere Route planen, Stolperfallen bedenken und Rüstzeug ins Gepäck nehmen, umso leichter werden wir das Gipfelkreuz erreichen. Und die Belohnung ist atemberaubend. Denn am Ziel wartet ein fulminanter Panoramablick auf unser Leben, der – so berichten zumindest alle, die Ihre Neuaufstellung tatsächlich geschafft haben – ihre Sicht auf die Vergangenheit und die Zukunft noch einmal von Grund auf komplett verändert hat.

 

Podcast Folge 10: Ohne Ziele wird das Nix

Mit Imagefilm Musik: Walking on Air von Frametraxx

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